Liebe Monika,
Fiel es dir schwer, dich von deiner Herzensaufgabe im Boltshauser Verein zu trennen? Welches Gefühl löste das in dir aus?
Als ich vor Jahren für diese Aufgabe angefragt wurde, war ich Mega stolz und dachte: WOW! Ich lebte damals noch in Brasilien. Dann packte ich die Chance und bin mit vollem Elan hinein - begleitet von einem tollen Team. Als mein Vater Alex Präsident war, lag die meiste Verantwortung auf seinen Schultern. Ich wollte vermehrt als Team arbeiten und das war uns gelungen.
Wie war das Gefühl als diese Ära zu Ende ging?
Der Mensch ist ersetzbar! Als ich mich mit meiner Nachfolge auseinandersetzte, hatte ich vor allem auf Facebook junge Boltshauser angefragt, die öfters mal Interesse zeigen. Vereine leben nur weiter mit dem Nachzug von jungen Leuten. Es war ein tolles Gefühl für mich, den Boltshauser Verein in gute, jüngere Hände weiterzugeben.
Jetzt, wo du wieder mehr Zeit hast, möchtest du dir einen langen gehegten Traum erfüllen?
(Sie lacht) Mein Traum war es, mich als Pensionierte vermehrt als Freiwillige im sozialen Bereich zu engagieren Auch habe ich nun mehr Zeit fürs Fotografieren und Lesen, zudem liegen mehr Ausflüge, Wanderungen und Besuche mit meinem Mann drin. Es ist schön, einen halben Tag frei zur Verfügung zu haben.
Mein Traum ist somit in Erfüllung gegangen. Ich möchte aber nicht behaupten, dass ich jetzt mehr Zeit habe, vielleicht ein wenig mehr.
Dein und Daniels Engagement als Missionare in Brasilien ist weit über die Boltshauser Familie hinaus bekannt. Welche Kontakte pflegt Ihr noch nach Südamerika?
Sehr viele! Daniel und ich mussten aufteilen bei den Whatsapp Kontakten. Hauptsächlich haben wir mit ehemaligen Strassenjungs, Mithelfer und Freunden Kontakt. Brasilien ist unsere zweite Heimat. Auch habe ich nun mehr Zeit fürs Fotografieren und Lesen, zudem liegen mehr Ausflüge, Wanderungen und Besuche mit meinem Mann drin. Es ist schön, einen halben Tag frei zur Verfügung zu haben.
Haben Daniel und Du vor Brasilien in nächster Zeit zu besuchen?
Wahrscheinlich im nächsten Jahr. Dann ist es 20 Jahre her, dass wir nach dem 17-jährigen Aufenthalt zurück in die Schweiz kamen.
Ich durfte dich als frohe und glückliche Person kennenlernen. Was denkst du ist der Schlüssel, um glücklich zu sein?
Glück bedeutet für mich die Nähe Gottes, die Familie, gute Beziehungen pflegen und mit Tieren Kontakt haben. Unser Hund wedelt immer, ob ich froh oder traurig bin. Das tut gut. Glück ist wie ein Feuer im Herzen das nicht gelöscht werden kann, auch nicht durch Schicksalsschläge und gesundheitliche Probleme.
Welche Ziele verfolgst du nun?
Mein Ziel ist es, flexibel zu bleiben. Wie ein Baum, gut verwurzelt und oben beweglich.
Was wünscht du dem Boltshauser Verein für die Zukunft?
Ähnlich wie meine persönlichen Ziele. Als Verein sind wir gut verwurzelt. Wir haben eine beeindruckende Geschichte und gleichzeitig ist es heute wichtig, flexibel zu bleiben, um dadurch den jungen Boltshausern einen Anreiz für den Verein zu bieten.
Ich habe noch einen geheimen Wunsch. Ich bin gespannt, ob dieser in Erfüllung geht: Heinrich, mein Grossvater, lebte lange Zeit in Manila. Seine erste Frau war Amerikanerin. Als sie ihren kranken Vater in den USA besuchten wollte, kam das Schiff an, aber die Frau war verschollen. Wer weiss, was da passiert ist. Das würde ich gerne noch herausfinden.
Monika Bertschi-Boltshauser (ehem. Präsidentin), Flawil Herbst 2019